Das überarbeitete NAMUR-Arbeitsblatt NE-106 (Ausgabe: 2018-09-06) beschreibt nun Beispiele generischer Prüfmodule für Sensoren und Aktoren sowie deren entsprechende Prüftiefe (PTC).

Unser Blog zum Thema „SIL-Degradation“ hob hervor, dass die Prüftiefe (Deckungsgrad der Wiederholungsprüfung – PTC) ein wichtiger Faktor für die Festlegung der SIL-Einstufung einer Sicherheitsfunktion (SIF) im Feld ist. PTC (auch CPT genannt) ist definiert als der Prozentsatz zufälliger, gefährlicher, unentdeckter Fehler, die durch die regelmäßigen Wiederholungsprüfungen aufgedeckt werden (IEC 61508-6, B3.2.5). Diese Kennzahl hängt eng mit der Art und dem Umfang der durchgeführten Prüftests zusammen. Wie damals erwähnt, zeigen veröffentlichte Daten, dass z. B. der PTC für eine Antrieb-/Armatur-Kombination zwischen 55 und 99 Prozent variieren kann. Wenn PTC zu optimistisch definiert wird, könnten die Betreiber die tatsächlichen SIL der bestehenden SIF überschätzen und somit die Anforderungen an die Risikominderung nicht erfüllen.

Für Anwender ist es oft schwierig, einen realistischen PTC zu definieren, der der Art der tatsächlich durchgeführten Wiederholungsprüfung entspricht. Die Sicherheitshandbücher der Hersteller sind in der Regel ein guter Ausgangspunkt, aber die Prüfanweisungen werden oft später vor Ort angepasst, um sie an vorhandene Wartungspraktiken und -ressourcen oder an Produktionsbeschränkungen anzupassen. Das überarbeitete NAMUR-Arbeitsblatt NE-106 (Ausgabe: 2018-09-06), Anhang D, enthält diesbezüglich einige Beispiele, die in Verbindung mit der Industriepraxis (z. B. ExSILentia) verwendet werden können, um einen realistischen PTC für jede Sicherheitsschleife (bzw. Teilsystem) und jede Prüfanweisung zu definieren.

Die folgende Tabelle enthält einige typische Beispiele für PTC aus NE-106 im Vergleich zu den Standardwerten in der ExSILentia-Software.

Prüftiefe-Vergleich – NAMUR, ExSILentia

Prüftiefe-Vergleich – NAMUR, ExSILentia

NE-106 wird typischerweise in den Prozessindustrien wie der Petrochemie und der Pharmazie sowie in Anlagen, die der Störfallverordnung unterliegen, angewendet. Die PTC-Richtwerte gemäß NA-106 können jedoch auch in anderen Branchen eingesetzt werden, in denen funktionale Sicherheitssysteme gemäß DIN EN 61511 implementiert sind.

Eine weitere interessante Ergänzung in der neuesten Ausgabe von NE-106 ist das Konzept der flexiblen Prüfung von Feldgeräten bzw. Teilsysteme. Dies bedeutet, dass Sensoren und Aktoren zu unterschiedlichen Zeitpunkten einzeln geprüft werden können, anstatt die gesamte Sicherheitsschleife jedes Jahr durchgängig zu prüfen. Das von PSC als SIF-Planungs- und Verifikationswerkzeug verwendete ExSILentia SILver-Modul ermöglicht bereits unterschiedliche Prüfintervalle für jeden Abschnitt der Sicherheitsschleife.

PSC bietet Planungs- und Verifikationsdienste gemäß DIN EN 61511, um die Ziel-SIL-Werte mit den erreichten SIL-Werten für neue und bestehende (‚legacy‘) Sicherheitssysteme abzustimmen, wobei Prüfanweisungen in Betracht gezogen werden.